Der Weg war das Ziel
Eine Reise Solo
mit dem Motorrad um die Welt
Angefangen hatte
es eigentlich mit einem Satz meiner Erdkunde-Lehrerin in der 3. Klasse. Die
hatte schlichtweg behauptet, dass ein Menschenleben nicht ausreiche, um die Erde
zu Fuß zu umrunden. Was bei meinen Mitschülern damals riesengroßes Erstaunen
hervorrief entlockte mir nur ein trotziges: „Dann muss das irgendwie anders
gehen!“ In einem Pfadfinderbuch las ich dann, dass man mit dem Fahrrad am Tag
doppelt so weit kommt wie zu Fuß. „Mist! Immer noch zu lange!“ Irgendwann,
Jahre danach, schleppten mich zwei Kumpels zu einem Fernreisetreffen für
Motorradfahrer in die Eifel. Pitschnass im dichten Nebel dem heftiges
Schneetreiben stundenlang vorausgegangen war kamen wir todmüde auf dem
matschigen Lagerplatz an und wärmten unsere klammen Finger, Arme und Beine am
Lagerfeuer. Zusammen mit meinen Kumpels lauschten wir den Gesprächen der
anderen durchgefrorenen und wüst aussehenden wildfremden Motorradfahrern –
allesamt auslands-erfahren. „Warst du nicht dieses Jahr in Ushuaia an
Neujahr?“ „Nee, da lag ich mit Giardia im Hotel in Buenos Aires wo ich auch
Andy getroffen hab’.“ Das war’s dann. Ich war infiziert und der Virus
hatte mich fest im Griff. Zwar wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wo Ushuaia
liegt und wer Giardia war, aber gerade das Unbekannte reizte mich. (Ushuaia ist
der Ort an der Südspize Chiles und Giardia eine üble Magen-Darm-Infektion!)
Gegen Ende des
Studiums, wo sich die Kollegen um ihre berufliche Karriere Gedanken machten,
entschloss ich mich lieber Landkarten zu studieren und über diverse
Einreisebestimmungen Informationen einzuholen. Dann stand mein Entschluss fest:
„Ich fahre mit meinem Mopped einmal um die Welt.“ „Du bist verrückt!“
war die einhellige Meinung. Eine Aussage die ich nicht zum ersten Mal und ganz
sicher nicht zum letzten Mal gehört habe.
So stand ich dann,
voller Optimismus, mit einem Ortlieb-Packsack als Reisetasche und einem monstermäßig
gepackten Rucksack am Frankfurter Flughafen. Das Mopped war schon seit einer
Woche unterwegs nach Toronto und in der Zwischenzeit hatte ich alle Hände voll
zu tun gehabt alles abzumelden, die erforderlichen Visa’s abzuholen, Impfungen
zu kassieren und mich von den Freunden zu verabschieden. Jetzt konnte es endlich
losgehen.
Und wie es losging!! Noch in Deutschland fingen die ersten Schwierigkeiten an!
„Ich hätte
gerne ihr Flugticket und ihren Reisepass gesehen.“ schnarrte eine
Sicherheits-Inspektorin am Terminal. Mein Gepäckberg schien ihr scheinbar nicht
geheuer. Ein geschulter Blick und sie stellte fest, dass das nur ein One-Way
Flug war! „Warum haben sie keinen Rückflug?“ „Weil ich von Los Angeles
weiterfliegen werde.“ antwortete ich, bereits Schreckliches ahnend. „Dann hätte
ich gerne das Ticket gesehen.“ „Das hab’ ich leider noch nicht.“ „Dann
brauche ich ihr Visum für die USA.“ meinte sie und fing an im Reisepass zu blättern.
Was sie dann fand war das Visum für den Iran! Sofort schrillten die
Alarmglocken: „Was wollen sie im Iran? Haben sie irgendwelche Waffen oder
waffenähnliche Gegenstände im Gepäck? Wohin wollen sie in den USA reisen?“
Wo anfangen? Wie eine Weltreise mit dem Motorrad erklären? Nach viel zu langem hin und her musste ich dann ein Rückflugticket am Flughafen kaufen und mein Messer aus dem Rucksack in Sicherheitsverwahrung geben. „Das Flugticket können sie ja in den USA zurückgeben.“ meinte der Wachhund abschließend. „Wo bitte liegt jetzt da der Sinn des ganzen Aufruhrs wenn sie das sowieso wissen?“ Ich war stinksauer. Der Erfolg dieser Aktion stellte sich genau 24 Stunden später heraus. „Ihre Visa-Karte funktioniert nicht“, kommentierte eine Mitarbeiterin der Jugendherberge in Toronto das „Beep-Beep“ des Lesegerätes. Mit der Bezahlung des überflüssigen Rückflugtickets hatte ich nämlich zugleich mein Limit von 3000,- DM pro Monat überschritten, ungeachtet der Tatsache, dass dieses bereits storniert war. Die Gutschrift erfolgt nämlich erst innerhalb der nächsten 4 Wochen. Wirklich clever gemacht. Nach einem Anruf und einem Fax nach Berlin zur deutschen Visazentrale war dieses Manko aber sofort behoben.
Drei Tage später
konnte ich dann mein Mopped von der Palette befreien und nach einem herzlichen Händedruck
des Zollbeamten mit dem Kommentar: „Have
a good one!“ ging’s los. „Hallo Canada,
da bin ich wieder!“ Zunächst aber musste ich mal alles Gepäck ordentlich auf
dem Mopped verstauen. Und das war so eine Sache, denn im nachhinein waren all
die nützlichen Kleinigkeiten die ich zusätzlich, nachdem das Mopped bereits
auf der Reise war, eingepackt hatte, und von Freunden zugesteckt bekommen hatte
(„Ist doch ganz klein und wiegt nicht viel!“) doch zu einem stattlichen Berg
angewachsen. Prompt habe ich mich dann auch in den Entfernungen und dem frühen
Sonnenuntergang verschätzt. Es war stockdunkel als ich im
Algonquin-Nationalpark ankam. Und überall die Gefahrenschilder vor
umherziehenden Elchen bei Nacht! Im Park selbst musste ich notgedrungen auf
einem Campingplatz übernachten: 21
can. Dollar pro Nacht!
Oha, ganz schön happig.
Dafür überraschte mich aber gegen 4 Uhr früh ein echter Wolf bei
meinem Motorrad! Ich kam aber nicht schnell genug an meine Kamera. Beim Frühstück
habe ich Ihn dann aber erwischt.
Zwei Tage drauf
hatte ich meine erste Bewährungsprobe bei einer Wasserdurchfahrt. Ich befuhr
einen schmalen Weg parallel zum Fluss der früher einmal die Trasse der
Schmalspur-Eisenbahn gewesen sein muss. Ziemlich dicht bewachsen mit sehr
sandigen Passagen die ab und an sehr feucht, bzw. wasserführend waren. Je
weiter ich fuhr desto länger und tiefer scheinen diese „Pfützen“ zu
werden. Dann führte der Weg durch eine tief ausgefahrene Furt. Rechts und Links
war die Böschung zu steil und zudem noch dicht mit Bäumen bewachsen, sodass
ich mich kurz besann und dann am Rand durch die Wasserfläche pflügte. Das Ding
war so etwa 12m lang und als ich die Mitte erreichte stand das Wasser bereits in
Sattelhöhe. „Holla, tiefer darf das aber nicht mehr werden“ Aber die Xt zog
wacker durch. Zwei Kilometer weiter war dann das nächste Ungetüm, diesmal
allerdings gut und gerne 20 m lang. Da verließ mich dann doch die Zuversicht
und ich trat den Rückzug an. Dort ist es dann passiert. Ich fuhr diesmal äußerst
rechts durch die Furt und fand an der tiefsten Stelle einen Stein von der Größe
eines Fußballes. „Uaaah! Shit! Neee,...nicht nach links kippen!“ Zu spät!
Diesmal reichte das Wasser bis über den Lenker! Da lag sie dann. Glücklicherweise
hatte ich rechtzeitig den Killschalter umgelegt, sodass der Motor kein Wasser
ansaugte. Die Restschwemme des Adrenalins nutzend wuchtete ich das gute Stück
unter zur Hilfenahme fachspezifischer Ausdrücke wieder auf die Räder.
Dummerweise ging dabei ein Alukoffer auf! Latürnich unter Wasser. Oh Elend. Natürlich
der Koffer mit der Kleidung und den Zollpapieren!
Wenigstens passierte das Missgeschick an einer ansprechenden Stelle am Fluss mit Wasserfall, sonnenbeschienenen Felsen und wunderschön leuchtenden Birken und Ahornbäumen. Erst mal einen Kaffee!
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