Reisebericht Nr. 18      

Islamabad, Hauptstadt von Pakistan

Tach Freunde,
die Grenzübertritte machen so langsam richtig Spaß. Nach der letzten Mail aus Amritsar sind wir (der Kiwi und ich) früh morgens zum einzig offenen Grenzübergang von Indien nach Pakistan gefahren. Extra sehr früh um der Mittagshitze zu entgehen! Die Rechnung haben wir allerdings ohne den Zoll gemacht. Der beginnt nämlich erst ab 10 Uhr mit der Arbeit.

Nach ganzen 4 Stunden konnten wir auch endlich auf die pakistanische Seite fahren. Probleme hatten wir keine, allerdings gab es etliche "Vordrängler" die genügend Bakschisch bezahlt hatten, um schnell abgefertigt zu werden. Auf der anderen Seite ging’s dann aber richtig zur Sache! Wir wurden gefragt ob wir irgendwelche Ersatzteile für die Mopeds mit uns führten. Klar haben wir die mit. "Gut, meinte da so ein Aasgeier, die müsst ihr jetzt versteuern." Zum Glück hatte ich da den Kiwi dabei! "Nix gibt’s, die sind im Wert für das Moped im Carnet mit eingerechnet." Ich glaube ich hätte da bezahlen können.

Der eine Zöllner kam dann mit uns nach draußen zur Inspektion unserer Bikes und meinte eiskalt: "Was bezahlt ihr mir, dass ich nicht euer Gepäck filze?" Da bin ich dann ziemlich ruppig und laut geworden:" Tu was du nicht lassen kannst! Das ist schließlich dein Job hier. Dein Kollege auf der anderen Seite hat mich schon gefilzt und auch nix gefunden. Geld bekommst du keines! Nur zu, ich koche mir derweil meinen Tee. Viel Spaß."  Der Kiwi hatte da ganz schön große Augen gemacht.  Aber es hat gewirkt, wir konnten so durchfahren. Danach waren wir begeistert vom ruhigen Verkehr und den guten Strassen in Pakistan. Und ab ging’s auf den Motorway von Lahore nach Islamabad (für Motorräder verboten!!!).

An der ersten Mautstation kam dann auch prompt einer wild winkend auf die Fahrbahn gerannt. Freundlich wie wir waren haben wir zurück gewunken und sind weitergefahren ohne anzuhalten. Hundert Meter weiter stand dann einer mit einer Maschinenpistole im Anschlag, das gefährliche Ende auf mich gerichtet. Das war dann doch ein Grund zum Bremsen. "Motorräder verboten!" hat er geplärrt. "Wie verboten? Ich war schon dreimal hier unterwegs und immer ging’s", habe ich versucht zu bluffen. (Mittlerweile kamen 2 seiner Kollegen) "Ich habe dir doch letzte Woche 4 US Dollar bezahlt und es ging auch!" Dann hatte er genug zu tun sich bei seinen Kollegen zu rechtfertigen warum er nicht geteilt hatte und wir sind durchgestartet.

Nach 20 km stand dann links am Fahrbahnrand ein netter Polizist und hat auch gewunken. Selbes Spiel wie an der Mautstation. Allerdings befand sich in einem Kilometer Entfernung dann eine richtige Polizeisperre und unsere Reise auf dem Highway war endgültig beendet. Zum Glück ließen sie uns ohne Knollen auf der Landstrasse weiterfahren. In Islamabad sind wir auf dem Campground gerade noch rechtzeitig vor einem Sandsturm untergekommen. Dort habe ich Graham dann gefragt warum er denn so entsetzt geschaut hatte, als ich an der Grenze mit dem Zöllner Rabatz gemacht habe. "Naja," meinte er verlegen, mir ist in dem Moment eingefallen, dass ich noch eine ganze Flasche Rum im Gepäck habe." 

Mit gemütlich ausschlafen im Zelt unter den Pinien war nicht viel gewesen! Schlag vier, fünf und sechs Uhr kräht nämlich so ein Muezzin über Megaphon sein IM NIN ALU (nicht Aluminium!) von einer der drei nahegelegenen Moscheen!

So angenehm geweckt und übelst gelaunt traten wir dann Sonntags den Gang in die Iranische Botschaft an, die hat nämlich ihr Wochenende Donnerstag und Freitag. Einen unfreundlicheren Platz habe ich noch nicht gesehen, abgesehen von den Botschaftsgebäuden der Amis, die sich immer aufführen als sei alle Welt gegen Sie gerichtet. Dies stimmt zwar, aber daran sind sie selbst schuld!

Eine mindestens 4 Meter hohe schwarze Marmorwand mit Stacheldraht bewehrt grenzt das iranische Botschaftsgelände von der restlichen Welt ab. In der prallen Sonne muss man auf dem Vorplatz warten und kann dann durch ein ganz kleines und noch dazu vergittertes Fensterchen mit dem Sesselfurzer sprechen. (Vorgestern hätte ich ihn am liebsten durch das Gitter gestrichen!)

"Es tut mir schrecklich Leid, aber ohne ein Empfehlungsschreiben ihrer Botschaft kann ich keinen Antrag auf ein Visum herausgeben." Ganz Klasse, es ist Sonntag! Also bin ich am nächsten Tag in unsere Botschaft um den Wisch abzuholen. Was für ein Auftritt! Man wird morgens um halb acht von einem Konsulatsmitarbeiter an gut hundert Pakistani vorbeigeführt, die alle, so vermute ich einmal, nach Deutschland wollen. Tumult und Aufruhr hat’s gegeben. "Entschuldigung, hier ist ein Deutscher der hat ein Problem sonst würde er ja nicht seine Botschaft aufsuchen!" Und drin war ich. Das heißt erst nachdem ich alle meine Waffen abgelegt hatte. Der Metallsucher ist beim Absuchen meiner Jacke nämlich fast ausgeflippt. Münzen aus 5 verschiedenen Ländern, drei Garnituren Schlüssel, die Maglite, das Taschenmesser, eine Kombizange, drei Meter Draht, 4 Sicherheitsnadeln, zwei Angelhaken (?), ..... Ich ließ dann der Einfachheit halber die Jacke beim Pförtner zurück.

Nach einer viertel Stunde hatte ich den Wisch und war wieder beim zahnlosen Sesselfurzer. "Gut, füllen sie diesen Antrag hier doppelt aus, kleben sie 2 Passbilder auf und geben sie alles zusammen mit ihrem Pass ab. In 7 Tagen können sie dann anrufen ob ihnen ein Visum gewährt wird." " Vergiss' es mein Pass ist da, wo ich auch bin. Ich komm' nächste Woche hier vorbei dann könnt ihr es einkleben!"

Um die Zeit nicht unnötig zu verplempern sind wir am Tag darauf morgens Richtung Karakorum Highway (KKH) aufgebrochen. Nach 200 km hat mich dann die gute XT in einer Linkskurve abgeworfen. Der Asphalt war an dieser Stelle so glatt gewesen, dass das Vorderrad einfach weggeschmiert ist. Schepper, kratz, schürf. "Bleib grad liegen, den Kiwi zerlegt es auch gleich."schoß es mir durch den Kopf. Graham hat zwar bös gestrauchelt, wahrscheinlich vor lachen, ist aber oben geblieben. Resümee: Schutzblech und Lampenmaske verkratzt, Spiegel verbogen und Lampengitter gebrochen. Sonst ist aber nix passiert.

Im weiteren Verlauf haben wir die einheimische Bevölkerung zu schätzen gelernt, vor allem die Kinder.

Satansbraten! Die Haut gehört ihnen abgezogen! Von Beshan bis Chilas werfen sie Steine nach einem! Drei Treffer hatte ich zu verzeichnen: Visier, Helm und Hals. Danach habe ich den erstbesten Passanten in den Graben gescheucht. Scheiß islamische Fundamentalisten!

Ganz übel war so eine Rotzgöre von vielleicht 6 Jahren! Am Ortseingang von Beshan stand sie mit ihrem lila Kopftuch und einem wutverzerrten Gesicht mit einem Backstein in der Hand zum werfen bereit! Ich habe ernsthaft an mich gehalten um sie nicht mit den Stahlkappen in den Schuhen zu treten. Da hilft nur eines. Wenn man sieht, dass sich ein Kind bückt wenn man ankommt, Gashahn auf und voll draufhalten! Die sind schnell wie Wiesel und haben erst mal etwas anderes zu tun als zu werfen.

Nach Chilas ist man aber in einer ganz anderen Welt. Ganz andere Stimmung. Der KKH an sich ist nicht besonders interessant, aber die Seitentäler! WOW, da fahr ich wieder hin! Schotterpisten an Abhängen wo es bis zu 500 m abwärts geht, die andere Seite so steil, dass man fast mit dem Ohr an der Wand entlang kratzt. Herrlich. Und Hängebrücken! So schaukelig wie im Film.

In einer Serpentine hat dann auch das Vorderrad vom Boden abgehoben und die XT stand fast auf dem Kopf. Ich wusste gar nicht, dass ich noch so viel Platz in dem Koffer hatte. Eine Delle so tief wie ein Waschbecken!  Da war dann abends ein kosmetischer Eingriff mit der großen Ratsche als formgebendes Element notwendig :-)

Am Kunjerab-Pass kamen wir im dichten Schneetreiben an. Verrückte Mopedfahrer! Einen Höhenunterschied von 2000 m auf 15 km kann nicht jeder (Hohl-)Körper so einfach wegstecken. Ich hatte Kopfschmerzen ohne Ende. Höhenkrank. Wir sind gerade mal ein paar hundert Meter nach China hineingefahren und sofort nach einem Beweisfoto wieder ins Tal abgestiegen. War ein ziemlicher Verkehr mit Militär-LKW's dort oben. Zwei Tage später habe ich dann erfahren, dass die Gegend hier auch nicht gerade sehr sicher ist und ich habe beschlossen nach Islamabad zu fahren. Der Kiwi lies sich nicht abschrecken und ist noch oben geblieben. Vor drei Wochen wurde einem Pärchen aus der Tschechei der Schädel mit einem Stein eingeschlagen und der Frau zwei Finger abgebissen. Und letzte Woche eine 16 Jährige Japanerin mit einer MP durchsiebt und ihr Vater und dessen andere Tochter erdrosselt. Nette Gegend, und tschüss!

Morgen kann ich womöglich meinen Pass abholen und dann geht es ab in den Iran, der Heimat entgegen. Anbei gibts noch ein Bild von mir und eines von Uwe und Judith die ich hier auf dem Campground kennengelernt habe. Zusammen waren wir gestern im Australien Club Bier vernichten, dort ist nämlich Donnerstags abends immer Party.

 

Bis demnächst

Waldschrat

- Mittendrin, statt nur dabei.-