Reisebericht Nr. 16
„Von wegen
Turbane!“
Tach Freunde,
Am 25.04 bin ich endlich in
Kathmandu aufgebrochen mit dem Ziel Pokhara. Leider hatten die vielen Regengüsse
(Man merkt ich bin da!) einige Erdrutsche ausgelöst, sodass ich gezwungen war
einen Umweg über die Berge nach Hetauda zu machen. Diese fahrt war
ausgesprochen ruhig, dank der Erdrutsche konnte ja keiner Fahren. Von Hetauda
bin ich dann in den Chitwan NP gefahren. Dort blieb ich für 5 Tage und machte
eine Elefanten- und eine Jeep-Safari mit. Wer einmal hierher kommen sollte:
Spart euch die Elefantentour im Park! Außerhalb ist es wesentlich billiger und
geht länger! Die Jeep-Safari hatte es aber in sich! 4 Stunden ging’s kreuz
und quer durch den Park. Rhinos, Krokodile, Affen und einen Kragenbären konnte
ich fotografieren. Das beste aber war der Gesichtsausdruck des Guide als ein
Rhino den Jeep angriff! Hölle was hat das gestaubt!
Leider habe ich die
Erfahrung gemacht, dass man in Nepal und in Indien gnadenlos abgezockt wird. Ein
Nepali bezahlt für eine Elefantentour 200 Rupie, ein Inder 400 und ein Ausländer
1000! So was sollte einem mal in Deutschland passieren!! Ich verstehe es ja noch,
dass wir etwas mehr als die Einheimischen zahlen müssen. Aber warum mehr als
die Inder? Die haben ganz gut Kohle und lassen das auch ziemlich heraushängen!
Naja, Lehrgeld habe ich geben.
Im Park habe ich irgendwo
schlechtes Wasser getrunken. Mit durchschlagendem Erfolg. 3 Tage pendelte ich
wieder zwischen Bett und Toilette. Danach wurde es mir zu dumm. Ich schluckte
einen Blocker und machte mich auf den Weg nach Pokhara. Dort angekommen bin ich
vor Schwäche und Kopfschmerzen fast vom Moped gefallen. Ins Hotel einquartiert
und ab ins Bett. Am anderen morgen fiel mir auf, dass meine Zunge ganz gelb
belegt war. Kombiniere: "Jetzt bist du richtig krank." Zum Glück fand
ich in meiner Apotheke das Antibiotika-Mittel meines Arztes. Hilft gegen sämtliche
Bakterien im Magen-Darmtrakt. Nach einer Tablette trennte ich mich sodann auch
von meiner Magen- und Darmschleimhaut. (Näheres erspare ich euch besser) Vier
Tage blieb ich fast durchweg im Bett und siehe da es ging weg.
Von Pokhara ging’s dann
über die Berge wieder ins Terai. Eine ganz üble Piste! Schlagloch reihte sich
an Schlagloch. Für 150 km habe ich 10 Stunden gebraucht! Im weiteren Verlauf
ging die Tour durch den Bardia NP und an die Grenze nach Indien.
Am Checkpoint wo ich meinen
Pass abstempeln lassen musste traf ich dann auch Graham aus Neuseeland und Jan
aus Deutschland. Beide mit einer DR Big unterwegs. Zusammen passierten wir
problemlos die Grenze nach Indien. Lediglich auf indischer Seite gab es einen
kleineren Zwischenfall der es Wert ist beschrieben zu werden: Der Zöllner (Nr1)
der für die Abfertigung des Carnet zuständig ist war gerade in der Pause
(vermute ich mal), der Zöllner (Nr2) der für die Abfertigung der Pässe zuständig
ist wollte diese nicht bearbeiten solange das Carnet nicht abgestempelt war. Es
lebe die Englische Bürokratie!! So warteten wir bei Nr 1 im Büro. Irgendwann
wurde es mir zu dumm und ich fragte bei Nr2 höfflich nach ob wir nicht derweil
die Formalitäten für ihn erledigen könnten. Das ging. Zufrieden ging ich dann
mit den Vordrucken zurück zu den Kumpels bei Nr1. Da fläzt sich doch glatt Jan
im Stuhl des Officers! Es hatte nur noch gefehlt, dass er die Füße auf dem
Tisch hatte. Man muss ja nicht so deutlich zeigen das man keinen Respekt vor
Amtsträgern hat. Gerade wenn man etwas von ihm will!
In Indien hielten wir uns sorgsam in den Bergen auf. Und siehe da, die Rechnung ging auf. Dort war es wie erwartet wesentlich kühler und vom Verkehr her wesentlich entspannter. Trotzdem gehört derjenige geprügelt, der hier das Auto eingeführt hat! Man gibt doch Kindern nicht einen 10 Tonner zum spielen! Das klingt jetzt womöglich sehr arrogant ist aber meine Meinung. Inder und Nepali können nicht fahren! Weder Auto noch Moped, ganz zu Schweigen von Bus oder LKW. Was einem hier begegnet! Da sträuben sich einem die Haare! Ich habe einen Bus fotografiert dessen Vorderteil um 90 Grad verdreht war (also auf Torsion beansprucht). Ich frage mich wie so was passieren kann. Und so eine Kiste wird garantiert wieder instandgesetzt.
An einem unbeschrankten Bahnübergang des Toy-Trains hatte ich auch einen Aha-Effekt. Ich stand eingekeilt zwischen Tuk-Tuks, Fahrrädern, Fußgängern, Eselskarren, Bussen und LKW´s auf der Strasse die gerade der Zug überquerte. Ein permanentes Hupen des Busses hinter mir. Ja Sackzement! Soll ich mich in Luft auflösen oder was?
Es war so eng, dass man
nicht einmal vom Bockabsteigen konnte. Beide Fahrspuren waren so zugestopft.
Irgendwann hat dann auch der langsamste Zug die Fahrbahn überquert und man
sieht auf der anderen Seite das Selbe Chaos! Es dauert locker eine halbe Stunde
bis man weiterfahren kann. Zum Glück kommt der Zug nur einmal pro Woche vorbei.
Regelmäßig begegnen einem
Busse wo die Hinterräder neben der Spur der Vorderräder laufen. Die heizen
Berge hinunter mit einer Geschwindigkeit das einem übel wird. Viel zu schnell für
die Kurve. Der Fahrer lacht und grinst und in der Kurve merkt er erst das er zu
schnell ist. Das passiert so oft! Hätte ich eine Knarre dabei, ich wäre schon
mehrmals zum Mörder geworden. Die überholen in Serpentinen wo es unmöglich
ist den entgegenkommenden Verkehr zu sehen, geschweige denn diesem auszuweichen.
Regelmäßig müssen wir
die Strasse verlassen und im Graben zuflucht suchen. Von wegen Turbane! Das Großhirn
hat man amputiert und die Wunde großzügig verbunden. Ich hoffe, dass die
niemals in Europa Fahrzeuge bewegen dürfen, ohne vorher eine Fahrprüfung
gemacht zu haben. Alleine gestern bin ich auf den 260 km von Silah nach Amritsa
um Jahre gealtert. Einmal war es sehr knapp. Wieso dürfen Mopeds in der Stadt
50, Autos 55 und LKW 65 km/h fahren. Wo liegt da der Sinn?
Wenn man irgendwo anhält
ist man sofort von Indern umzingelt. Massenweise! Sie stehen rund um das Moped
dicht gedrängt und drücken sämtliche Knopfe bis sie den Notausknopf gefunden
haben. Danke, ich habe einen Kickstarter! Arsch!
Ich wollte ich würde in
Deutschland einmal so von Frauen belagert werden! Jan meinte dazu, der Grund für
seine Reise sei, diesem Andrang zu Hause zu entkommen. Das ist sowieso ein ganz
besonderer Spezi.
Vorgestern habe ich mich im
Gelände elegant von meiner XT gelöst. Beim Aufrichten des Mopeds verlor ich
dann das Gleichgewicht und sie fiel auf die andere Seite bergab. Da lag sie
dann. Fast kopfüber, wie man früher bei Fahrrädern die Reifen gewechselt
hatte. "Bleib so, bleib so, ich muss grade schnell ein Bild machen."
"Nix gibt’s, da lauft Sprit aus. Komm her und hilf." Wer solche
Freunde hat braucht keine Feinde mehr! ( Nicht das ihr denkt wir wären nicht
gut miteinander ausgekommen! Ich kann mir gut vorstellen mit ihm zusammen eine
Tour zu machen. Er hat mir auch versprochen bei meinem Dia-Vortrag in der
zweiten Reihe zu sitzen und eine Gegendarstellung zu machen.)
Morgen geht’s nach Pakistan. Wir versuchen in einem Rutsch bis nach Islamabad zu fahren und übermorgen das Visum für den Iran zu beantragen.
Bis demnächst
euer Waldschrat