Reisebericht Nr. 14

30.03.2001, Kuantan, Ostküste, Malaysia   

Tach Leute,

Neuigkeiten von der Front. Ich bin wohlbehalten wieder auf dem Festland angekommen. Der Flug war problemlos, bis auf die zwei Deutschen die bereits 30 Minuten nach dem Start sternhagelblau waren. Singapur selbst war voll der Schock für mich! Sooo viele Leute auf einmal auf einem Haufen! Und das soll ja erst der Anfang sein. Mir hat jemand gesteckt, dass es bis Pakistan immer schlimmer wird. Schaun mer mal.

Ich war froh als ich mein Moped am Hafen aus dem Container holen und abfahren konnte. Aber bis dahin hatte ich eine ganz schöne Lauferei. Hier ein Stempel, dort eine Bestätigung, dann ein Autopass und noch eine Versicherung. Das war die Härte! Die wollten hier 206 $ für vier Wochen von mir! Diese Versicherung würde dann Singapur und Malaysia abdecken. Ich war stinksauer! Auf dem Rückweg habe ich mir die klappernden Schachtabdeckungen auf den Bürgersteigen zu nutze gemacht um meinen Jähzorn auszutoben. Nach ca. 10 hatte ich mich beruhigt. Wenn es in Singapur so eine Versicherung für Sing/Malaysia gibt, dann gibt es so was bestimmt auch drüben. Und zwar billiger! Also bin ich in die U-Bahn und rüber.

Auschecken, Stempel der Ausreise in den Pass, über die 2 km Lange Brücke laufen, Einreisestempel. Drüben empfing mich dann ein sehr, sehr freundlicher Fahrzeugvermittler. Er nahm mir den Zettel mit der Adresse der Versicherung aus der Hand und ging schnurstracks auf ein Taxi zu. Das ging mir dann doch etwas zu schnell. Dabei fiel mir auf, dass er dem Taxifahrer den Zettel vor die Nase hielt und dauernd zwinkerte. HALT! DA IST WAS OBERFAUL! Der Taxifahrer wollte mich auch gar nicht fahren! Es war nämlich Feiertag in Malaysia. Der ganze Weg also umsonst.

Anderntags war ich dann wieder dort und musste feststellen, das die Versicherung keine 500 m von der Grenze entfernt ist. Und jetzt das Beste: Ich musste ganze 40 Ringit für eine 4-wöchige Versicherung zahlen. Das sind ungefähr 17 S$. Ersparnis 190 S$. So ist das schon besser.

Jetzt geht es weiter an der Ostküste entlang bis zur thailändischen Grenze. Dann parallel dazu ins Land bis zum Grenzübergang Betong. Von dort wieder an die Küste und schnurstracks nach Bangkok. Mir graut schon jetzt vor dem Verkehr! Hier ist es schon schlimm. An jeder roten Ampel fahren die Zwiebackfräsen (2-Takter) bis vor die Haltelinie um dann sofort, wenn der Querverkehr hält loszubrettern! Da bleibt einem die Luft weg! Nicht bloß wegen Sauerstoffmangel! Mir hat schon jemand ganz anschaulich beschrieben was passiert wenn man mit einer deutschen Einstellung zum Fahrzeugverkehr einen Fußgängerüberweg betritt. MAN IST TOT. Das letzte was man vielleicht noch hört, ist eine Hupe. Keinesfalls ein Bremsgeräusch!

Gestern Abend habe ich dann an einem ganz einsamen Strand mein Lager aufgeschlagen. Unbeschreiblich, ich will’s gar nicht erst versuchen. Und gegen drei Uhr bin ich dann fast gestorben vor Angst! Ich gebe es zu. Aber ich war noch niemals zuvor von einer Herde Wasserbüffeln umzingelt gewesen! Ich hab sie gar nicht kommen hören. Erst als sie ganz nahe waren und man das Schnaufen hören konnte bin ich wach geworden. Ich hab dann mit der Taschenlampe aus dem Zelt geleuchtet und mich starrten so 10 Augenpaare aus der Dunkelheit an! Scheiße, ganz ruhig! Das einzigste Tier, das in ein Zelt reinschaut ist ein Bär. Und die Erfahrung hab ich ja schon gemacht. Bloß keine Panik verursachen, die verziehen sich schon wieder. So war es dann auch! Bei Sonnenaufgang habe ich die letzten Bilder von den Riesenviechern gemacht.

Morgen werde ich irgendwo an der Beach den 100.000 km meiner XT voll fahren! Ich bin heilfroh, dass sie so gut läuft. Das GPS hat München schon in 9600 km Entfernung geortet. Mir gefällt es zwar recht gut hier, dennoch freue ich mich schon auf den Tag wo ich zum letzten mal das Zelt abbaue und dann nach Hause rolle. Soweit diesmal.

Bis demnächst

euer Waldschrat

-Mittendrin, statt nur dabei-