Reisebericht Nr. 13

25.03.2001, Darwin, Top End Australien

Hallo Freunde,

dies ist mein letzter Reisebericht aus Australien. Morgen geht mein Flieger nach Singapur und ab da steht dann die Sonne Mittags wieder im Süden, wo sie hingehört (d.h. sie wird noch einige Tage direkt von oben brennen bis ich in Bangkok bin).

Da ich jetzt viel Zeit habe werde ich euch die letzten Tage und den letzten Reisebericht detaillierter aufdröseln.

Zunächst einmal muss ich etwas die Wogen glätten, die ich mir mit der Story über den Kaffee eingebrockt habe. Das hat vom Entsetzensschrei bis hin zum Ausschluss an künftigen Kaffeepausen geführt. Also nach 180 Tagen Instandkaffee aus der Büchse schmeckt jeder frisch überbrühte Kaffe außergewöhnlich gut. Besser so??

Von Tennant Creek bin ich straight nach Süden bis nach Alice Springs gefahren. Anfangs ziemlich heiss, dann schwülwarm und die letzten 400 km von Blitz, Donner, Sturm und Regen begleitet. Man sagt hier, wenn man drei Mal den Fluss in Alice Wasser führen sieht, dann zählt man als Einheimischer. So zwei Mal hab' ich jetzt noch vor mir. Unterwegs habe ich auch meine erste Erfahrung mit den Ureinwohnern hier gemacht.

Da stand 60 km von der letzten Tankstelle entfernt ein Fahrzeug am Straßenrand und eine Frau hat gewunken. Ich denke immer wenn ich in der Bredouille stecke bin ich über jede Hilfe froh und helfe daher jedem so viel es geht. So auch hier. "Kein Sprit mehr." war die Antwort auf meine Frage nach dem Problem. Da ich erst mein Spritfass aufgefüllt hatte, gab ich 5 Liter her mit dem Hinweis, dass es wohl besser wäre mit in meine Richtung zu fahren da dort nach 20 km eine Tankstelle sein sollte. Vorschlag wurde abgelehnt, der Motor gestartet und abgefahren. Das hat mich schon etwas geärgert. Ich habe alles gemanagt obwohl dabei noch 4 Männer im Auto saßen und nicht geholfen hatten. Danach sprang sofort der Motor an und sie brausten ohne Danke zu sagen, geschweige denn Bezahlung anzubieten davon. Ich habe mich dabei aber mehr über das Anspringen des Motors gewundert. Normal braucht man da eine Zeit. Okay ich fuhr dann weiter.

20 km vor Alice steht dann wieder ein Auto am Rand. Gleiches Spiel: "Kein Sprit." Diesmal konnte ich von meinem Saft nix mehr abgeben und bot an in Alice an der Tankstelle bescheid zu sagen das sie hier stehen würden. "Okay", meint der Fahrer, setzt sich ins Auto startet und fährt weg! Häh???? Ich glaub ich spinne! Da ist das eine üble Masche günstig an Sprit zu kommen!! 

Von Alice bin ich dann zum Rock gefahren. Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen über die Highways, da durch die langen Regenfalle alle Dirt-Roads gesperrt und unbefahrbar waren. Der Klumpen Fels in der Wüste hat einen entscheidenden Nachteil. Er kostet Geld! Wildes campen verboten, Eintritt in den Park 16$. Und bei Regen drückt das alles noch mehr auf die Laune! Aber immerhin hat nicht jeder Bilder von den Wasserfällen am Ayers-Rock. Dummerweise habe ich von den Olgas im Westen durch die Wolken fast gar nix gesehen.  

Einige Tage später bin ich vom Kings-Canyon über die Devils Marbles nach Norden gefahren. Auch über den Highway. Mir hat nämlich einer gesteckt, dass man beim befahren einer Dry-Weather-Road bei Regen 1000$ Strafe pro Rad zahlen muss. Leid getan haben mir da die drei Bayern, die extra ihre Motorräder für 4 Wochen nach Australien geschippert haben um endlich mal richtig Off-Road und den Tanami-Track zu fahren. Ging alles nicht. Ich hab mal wo gelesen, dass man im Outback einfach rechts oder links vom Highway abbiegt und 2-300 m entfernt dann sein Zelt aufbaut. Wenn ich das so tun würde, müsste ich nach 2-3 Metern schon mit gleichmässigen Schwimmbewegungen anfangen und mir krampfhaft die Stelle merken wo ich das Moped das letzte mal über Wasser gesehen habe! Von wegen Wüste! Eine einzige Seenlandschaft! Gibt aber gute Bilder! Man fährt über eine Anhöhe auf dem Stuart-Highway und auf der anderen Seite sieht man dann die schnurgerade Linie der Strasse bis zum Horizont. Das Sonnenlicht spiegelt sich auf dem Asphalt und von der anderen Seite taucht dann ein Road-Train in die Lichtspiegelung ein. Wirklich, ein sehr schönes Bild. Sehr schön. - Bloß warum ist dem jetzt die Lichtspiegelung bis über das Dach gespritzt??? Stand da der Highway auf einer Länge von 200 m unter Wasser. Ganz toll, und du Rind hast heute morgen beschlossen in Jeans zu fahren weil’s wieder so heiß war und trocken von oben aussah!

Das Wasser war zu tief um einfach so durchzufahren, außerdem hat der Highway an einigen Floodways erhebliche Krater in der Fahrbahn gehabt. Und darin möchte ich nicht versinken, wenn ich die Löcher durch das Wasser nicht sehen kann. Dann ist mir aufgefallen, dass hinter einem Road-Train immer ein ganzer Schwung Camper hinterherkam, dort war nämlich das Wasser durch die vielen Reifen schon verdrängt. So machst du das auch! Hinter den nächsten Truck, der nach einer Stunde erst kam, gehängt, und im ersten Gang durch die Fluten. Das Wasser reichte auch dort immer noch bis zum Sattel! Immer den letzten Zwillingsreifen im Auge behalten um rechtzeitig vor einem Gegenstand oder einem Loch in der Fahrbahn gewarnt zu sein. So ging’s ganz gut.

Der Kakadu-NP ist in der Wet-Season auch nicht sein Geld wert. Alles gesperrt. Aber schöne Flussdurchfahrten. Und das Warnschild jedes mal davor mit einem Krokodil gibt dem ganzen dann die richtige Würze. Das größte Saltie was hier erlegt wurde war 6,2 m lang und fast eine Tonne schwer! Lapidare Antwort des Rangers auf meine Frage ob es hier gefährlich sei zu campen: "No Problem, mate. Ich würde aber an deiner Stelle nie zwei mal an der selben Stelle Wasser aus dem Fluss holen." So was macht echt Laune. Ich habe aber keine Kroks gesehen.

So das Motorrad ist auf dem Weg nach Singapur und ich fliege morgen hinterher. Dann geht das Abenteuer erst richtig los. Aber ich bin zuversichtlich. Ich habe vor bis Mitte April in Bangkok in Thailand zu sein und verfliege von da mein Moped nach Kathmandu. Wenn ich dort bin geht es straight ab nach Hause über Indien, Pakistan (Karakorum HW), Iran und die Türkei. Ich weis nicht wie es von da aus klappen wird mit dem Mailen von Berichten. Das muss ich dann halt alles erzählen.

Bis demnächst dann

Waldschrat