Reisebericht Nr. 11
„No worries, mate!“
Hallo
Freunde des Fernwehs!
Seit meinem letzten Bericht
ist wieder einiges passiert. Ich bin bisher an der Küste entlang von Sydney über
Melbourne bis nach Adelaide gefahren und von dort im Landesinneren über die
Grampians, Snowy Mountains, Canberra und die Blue Mountains wieder nach Norden
Richtung Brisbaine. Zwischen Melbourne und Apollo Bay hatte mich wieder einmal
der Regen eingeholt und gut eingedeckt! Ich bin bisher schon 5 mal durch
kleinere Flüsse und riesenhafte Wasserlöcher gefahren ohne das dies meiner XT
irgendetwas ausgemacht hatte. Zudem bin ich mit Gore-Tex Klamotten ausstaffiert
die den ganzen Tag einen Nieselregen abhalten und einen normalen Landregen für
ca. eine Stunde. Hier ging ein Schutt von Wassermassen herunter das mir die XT
ausging und ich nach dreißig Metern pitschnass war! So was habe ich noch nicht
erlebt! Hätte ich die Meeresbrandung nicht gesehen hätte ich schwören können
das war eine Welle! Ich habe dann Zuflucht auf der Veranda eines nahegelegenen
Restaurants (geschlossen!) gefunden. Nach zwei Minuten stand ich in einer
riesigen Pfütze Wassers, das aus den Hosenbeinen, den Ärmeln und den Schuhen
lief. Ganz toll! Und dann war mir fast so als ob ich eine Stimme hörte:"
Baue ein Boot. Nimm von jeder Tierart zwei, ein männliches und ein
weibliches...."
Von Apollo Bay
bin ich dann nach Port Campbell und zu den 12 Aposteln geritten. Schöner
Anblick, wenn bloß diese verdammten Fliegen nicht wären. Ich habe irgendwo
gelesen, dass diese Fliegen keine Plage wären, denn Plagen kommen und gehen.
Diese Fliegen kommen und bleiben! Selbst zwischen Auge und Sucher der Camera
versuchen sie sich mit Gewalt zu drücken! Nix ist vor ihnen sicher! Augen,
Ohren, Nase und Mund! Ich dachte Australien ist berühmt für seine Kängurus!
Von wegen, eher für diese Fliegen!
In Port
Campbell habe ich auch 2 Deutsche getroffen die auf gemieteten Harleys hier
unterwegs sind. Jetzt weis ich auch warum die Australier sagen "Crazy
Germans". Die 2 (Beamte!) sind von Sydney aus an der Küste entlang nach
Brisbaine, Mount Isa, Three Ways, Alice Springs, Ayers Rock, Cober Pedy,
Adelaide bis nach Port Campbell gerast. Knappe 12000 km, - in 10 Tagen!
Irgendwann hat
dann die XT merkwürdige Geräusche vom Antrieb her abgegeben. Nach einer
Inspektion habe ich dann gemerkt, das eine Mutter die das vordere Zahnrad
fixiert nicht fest genug angezogen ist. Das muss schon eine ganze Weile so
gewesen sein, denn es war kein Gewinde mehr vorhanden! In einem Yamaha Shop
haben wir dann eine passende Schraube von einer alten Mühle ausgebaut. Klappt
prima. Bloß das mir der Händler dafür 30 $ berechnet hat war schon happig!
In den
Grampians, einem Nationalpark, habe ich dann eine Tour zu den Rockland-Stauseen
gemacht. Die waren aufgrund der Trockenheit aber nur halb gefüllt. Ein Ranger
teilte mir dann mit, das es hier seit über zwei Jahren nicht mehr geregnet
habe. Ich habe so bei mir gedacht:" Jetzt wo ich mit dem Moped da bin
wird’s nicht mehr allzu lange dauern."
Dann hatte ich
gleich drei Begegnungen mit der heimischen Tierwelt. Zuerst lief mir eine Echse
von über zwei Metern Länge über den Weg. Ich dachte das sei ein Krokodil (was
hier im Süden aber nicht möglich ist), dann rannte das Viech aber einen Baum
hinauf! Aha, ein Goana, besser bekannt als Waran! Keine hundert Meter weiter
lief mir dann Urplötzlich ein Emu vors Vorderrad. Meine Güte bin ich
erschrocken! Ich dacht immer die Vögel seien klein! So ungefähr einen Meter
groß oder so! Was da von links auf die Fahrbahn rannte wäre aber fast mit dem
Brustkasten in meiner Lenkerhöhe zerschellt. Oder ich an Ihm! In letzter
Sekunde hat er sich aber besonnen und die Richtung gewechselt. Wäre ich nicht
so erschrocken hätte ich ihm ein paar Federn ausreißen können. So dicht war
ich!
Und abends saß
dann ein Dobermann am Fahrbahnrand und graste. Ich hab' wirklich zuerst gedacht
es sei ein Hund bis es weghüpfte! In die selbe Richtung wie ich! Ich wollte es
dann von der Fahrbahn scheuchen und hupte! Das ist ein Fehler den man nicht
machen sollte! Diese Viecher sind nämlich so unbefangen wie Fahranfänger! Die
hüpfen in die selbe Richtung wie sie schauen! Ich hupe, es schaut herum, und
der nächste Satz ist direkt vors Vorderrad! Ich habe es nur ganz knapp
verfehlt.
In den
Grampians habe ich mich dann mit einem getroffen und in Wanderung durch den Park
gemacht! Nie wieder verlasse ich mich auf irgendjemand Fremden! In den Bergen
gab es keine Bäche und somit auch kein Trinkwasser mehr. Wir liefen daher eine
4 Tageswanderung in 2 Tagen! Irgendwann habe ich mich dann geweigert
weiterzurennen und bin auf eine Gravel-Road abgestiegen. Dort hielt nach 12 km
ein Auto mit einer Vollbremsung neben uns und zwang uns fast einzusteigen. Es
waren mittlerweile 43*C im Schatten!
Ich weis dann
nicht woran es lag, entweder an der Hitze, an schlechtem Trinkwasser oder an dem
Känguruh-Souflaki. Irgendetwas habe ich nicht vertragen. Ich verbrachte 3 Tage
im Zelt und die erste Nacht fast durchweg auf der Toilette. Kopfüber oder
sitzend! Ächt Ätzend! Ich war heilfroh, dass es mit meinen eigenen Tabletten
wieder wegging. Mein Hausarzt hatte mich mit speziellen Antibiotika-Tabletten
ausstaffiert, die sogar eine Salmonellen-Vergiftung kurieren. Die wollte ich
aber noch nicht verwenden, weil ich glaube die werden in Indien oder so noch nützlich
sein.
Irgendwann war es auch wieder Zeit das Motorrad zu warten. Das nahm ganze zwei Tage in Anspruch, wo ich neben der Yamaha-Werkstatt campierte. Der Besitzer hatte mich in ziemlich barschen Ton darauf hingewiesen, dass er ein Hühnchen mit mir zu rupfen habe, wenn ich auch nur einen Ölfleck auf dem Pflaster hinterlasse! Ich solle gefälligst auf den Rasen gehen! Da gibt es keine Flecken!
Für 230 $ habe
ich bei ihm einen Vorder- und einen Hinterreifen der Marke Dunlop erstanden.
Hinten 80% Strasse und wieder 20% Off-Road. Vorne verziert eine 50/50 Mischung
ab sofort das Fell des überfahrenen Wildes.
In den Snowy
Mountains hat mich dann zum ersten Mal auf der Reise so richtig deftiges Heimweh
gepackt. Das habe ich aber mit einer Tafel Milka und einer Büchse Coke schnell
kuriert. Im weiteren Verlauf bin ich nach Canberra gefahren um endlich mein
Visum für den Iran verlängern zu lassen. Mit dem Bus bin ich in das
Verwaltungsviertel gefahren bloß um ein Schild zu lesen:" Hier entsteht
die zukünftige Botschaft der islamischen Republik Iran." Wieder einmal
ganz toll! Um die Ecke gab mir dann die Deutsche Botschaft die richtige Adresse.
Diese Botschaften des Irans sind nur von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Kurz vor halb
zwölf war ich dann dort um zu erfahren das im Iran ein Nationalfeiertag sei und
die Botschaft deswegen geschlossen ist. Dieses Land macht mir echt Freude!
In den Blue Mountains bin ich in einer Nacht im eigenen Saft gegart! Es war so
schwül-warm, dass ich in kurzer Zeit auf einem pitschnassen Handtuch im Zelt
lag. Ich weiß, einige von euch haben Fluidmechanik, Luftreinhaltung und andere
Talentweichen mitgeschrieben, ich rede hier aber nicht von Angstschweiß! Ich
bin mal gespannt wie ich das in Malaysia und Thailand überstehen werde.
So das war’s wieder einmal. Die Zeit ist um. Morgen geht es weiter nach
Brisbaine, dann weiter an der Küste entlang bis nach Rockhampton und dann ins
Outback nach Mount Isa und Alice Springs.
Bis demnächst
Waldschrat
-Mittendrin, statt nur dabei!-