Reisebericht Nr. 11

„No worries, mate!“ 16.02.01, Bellingen, Australien

Hallo Freunde des Fernwehs!
Seit meinem letzten Bericht ist wieder einiges passiert. Ich bin bisher an der Küste entlang von Sydney über Melbourne bis nach Adelaide gefahren und von dort im Landesinneren über die Grampians, Snowy Mountains, Canberra und die Blue Mountains wieder nach Norden Richtung Brisbaine. Zwischen Melbourne und Apollo Bay hatte mich wieder einmal der Regen eingeholt und gut eingedeckt! Ich bin bisher schon 5 mal durch kleinere Flüsse und riesenhafte Wasserlöcher gefahren ohne das dies meiner XT irgendetwas ausgemacht hatte. Zudem bin ich mit Gore-Tex Klamotten ausstaffiert die den ganzen Tag einen Nieselregen abhalten und einen normalen Landregen für ca. eine Stunde. Hier ging ein Schutt von Wassermassen herunter das mir die XT ausging und ich nach dreißig Metern pitschnass war! So was habe ich noch nicht erlebt! Hätte ich die Meeresbrandung nicht gesehen hätte ich schwören können das war eine Welle! Ich habe dann Zuflucht auf der Veranda eines nahegelegenen Restaurants (geschlossen!) gefunden. Nach zwei Minuten stand ich in einer riesigen Pfütze Wassers, das aus den Hosenbeinen, den Ärmeln und den Schuhen lief. Ganz toll! Und dann war mir fast so als ob ich eine Stimme hörte:" Baue ein Boot. Nimm von jeder Tierart zwei, ein männliches und ein weibliches...."

Von Apollo Bay bin ich dann nach Port Campbell und zu den 12 Aposteln geritten. Schöner Anblick, wenn bloß diese verdammten Fliegen nicht wären. Ich habe irgendwo gelesen, dass diese Fliegen keine Plage wären, denn Plagen kommen und gehen. Diese Fliegen kommen und bleiben! Selbst zwischen Auge und Sucher der Camera versuchen sie sich mit Gewalt zu drücken! Nix ist vor ihnen sicher! Augen, Ohren, Nase und Mund! Ich dachte Australien ist berühmt für seine Kängurus! Von wegen, eher für diese Fliegen!

In Port Campbell habe ich auch 2 Deutsche getroffen die auf gemieteten Harleys hier unterwegs sind. Jetzt weis ich auch warum die Australier sagen "Crazy Germans". Die 2 (Beamte!) sind von Sydney aus an der Küste entlang nach Brisbaine, Mount Isa, Three Ways, Alice Springs, Ayers Rock, Cober Pedy, Adelaide bis nach Port Campbell gerast. Knappe 12000 km, -  in 10 Tagen!

Irgendwann hat dann die XT merkwürdige Geräusche vom Antrieb her abgegeben. Nach einer Inspektion habe ich dann gemerkt, das eine Mutter die das vordere Zahnrad fixiert nicht fest genug angezogen ist. Das muss schon eine ganze Weile so gewesen sein, denn es war kein Gewinde mehr vorhanden! In einem Yamaha Shop haben wir dann eine passende Schraube von einer alten Mühle ausgebaut. Klappt prima. Bloß das mir der Händler dafür 30 $ berechnet hat war schon happig!

In den Grampians, einem Nationalpark, habe ich dann eine Tour zu den Rockland-Stauseen gemacht. Die waren aufgrund der Trockenheit aber nur halb gefüllt. Ein Ranger teilte mir dann mit, das es hier seit über zwei Jahren nicht mehr geregnet habe. Ich habe so bei mir gedacht:" Jetzt wo ich mit dem Moped da bin wird’s nicht mehr allzu lange dauern."

Dann hatte ich gleich drei Begegnungen mit der heimischen Tierwelt. Zuerst lief mir eine Echse von über zwei Metern Länge über den Weg. Ich dachte das sei ein Krokodil (was hier im Süden aber nicht möglich ist), dann rannte das Viech aber einen Baum hinauf! Aha, ein Goana, besser bekannt als Waran! Keine hundert Meter weiter lief mir dann Urplötzlich ein Emu vors Vorderrad. Meine Güte bin ich erschrocken! Ich dacht immer die Vögel seien klein! So ungefähr einen Meter groß oder so! Was da von links auf die Fahrbahn rannte wäre aber fast mit dem Brustkasten in meiner Lenkerhöhe zerschellt. Oder ich an Ihm! In letzter Sekunde hat er sich aber besonnen und die Richtung gewechselt. Wäre ich nicht so erschrocken hätte ich ihm ein paar Federn ausreißen können. So dicht war ich!

Und abends saß dann ein Dobermann am Fahrbahnrand und graste. Ich hab' wirklich zuerst gedacht es sei ein Hund bis es weghüpfte! In die selbe Richtung wie ich! Ich wollte es dann von der Fahrbahn scheuchen und hupte! Das ist ein Fehler den man nicht machen sollte! Diese Viecher sind nämlich so unbefangen wie Fahranfänger! Die hüpfen in die selbe Richtung wie sie schauen! Ich hupe, es schaut herum, und der nächste Satz ist direkt vors Vorderrad! Ich habe es nur ganz knapp verfehlt.

In den Grampians habe ich mich dann mit einem getroffen und in Wanderung durch den Park gemacht! Nie wieder verlasse ich mich auf irgendjemand Fremden! In den Bergen gab es keine Bäche und somit auch kein Trinkwasser mehr. Wir liefen daher eine 4 Tageswanderung in 2 Tagen! Irgendwann habe ich mich dann geweigert weiterzurennen und bin auf eine Gravel-Road abgestiegen. Dort hielt nach 12 km ein Auto mit einer Vollbremsung neben uns und zwang uns fast einzusteigen. Es waren mittlerweile 43*C im Schatten!

Ich weis dann nicht woran es lag, entweder an der Hitze, an schlechtem Trinkwasser oder an dem Känguruh-Souflaki. Irgendetwas habe ich nicht vertragen. Ich verbrachte 3 Tage im Zelt und die erste Nacht fast durchweg auf der Toilette. Kopfüber oder sitzend! Ächt Ätzend! Ich war heilfroh, dass es mit meinen eigenen Tabletten wieder wegging. Mein Hausarzt hatte mich mit speziellen Antibiotika-Tabletten ausstaffiert, die sogar eine Salmonellen-Vergiftung kurieren. Die wollte ich aber noch nicht verwenden, weil ich glaube die werden in Indien oder so noch nützlich sein.

Irgendwann war es auch wieder Zeit das Motorrad zu warten. Das nahm ganze zwei Tage in Anspruch, wo ich neben der Yamaha-Werkstatt campierte. Der Besitzer hatte mich in ziemlich barschen Ton darauf hingewiesen, dass er ein Hühnchen mit mir zu rupfen habe, wenn ich auch nur einen Ölfleck auf dem Pflaster hinterlasse! Ich solle gefälligst auf den Rasen gehen! Da gibt es keine Flecken!

Für 230 $ habe ich bei ihm einen Vorder- und einen Hinterreifen der Marke Dunlop erstanden. Hinten 80% Strasse und wieder 20% Off-Road. Vorne verziert eine 50/50 Mischung ab sofort das Fell des überfahrenen Wildes.

In den Snowy Mountains hat mich dann zum ersten Mal auf der Reise so richtig deftiges Heimweh gepackt. Das habe ich aber mit einer Tafel Milka und einer Büchse Coke schnell kuriert. Im weiteren Verlauf bin ich nach Canberra gefahren um endlich mein Visum für den Iran verlängern zu lassen. Mit dem Bus bin ich in das Verwaltungsviertel gefahren bloß um ein Schild zu lesen:" Hier entsteht die zukünftige Botschaft der islamischen Republik Iran." Wieder einmal ganz toll! Um die Ecke gab mir dann die Deutsche Botschaft die richtige Adresse. Diese Botschaften des Irans sind nur von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Kurz vor halb zwölf war ich dann dort um zu erfahren das im Iran ein Nationalfeiertag sei und die Botschaft deswegen geschlossen ist. Dieses Land macht mir echt Freude!

In den Blue Mountains bin ich in einer Nacht im eigenen Saft gegart! Es war so schwül-warm, dass ich in kurzer Zeit auf einem pitschnassen Handtuch im Zelt lag. Ich weiß, einige von euch haben Fluidmechanik, Luftreinhaltung und andere Talentweichen mitgeschrieben, ich rede hier aber nicht von Angstschweiß! Ich bin mal gespannt wie ich das in Malaysia und Thailand überstehen werde.

So das war’s wieder einmal. Die Zeit ist um. Morgen geht es weiter nach Brisbaine, dann weiter an der Küste entlang bis nach Rockhampton und dann ins Outback nach Mount Isa und Alice Springs.

 

Bis demnächst

Waldschrat
-Mittendrin, statt nur dabei!-